Rio de Janeiro

SKR Reisemagazin: Brasilien

17.05.2019

Brasilien - Heimat in der Ferne


Haben sie wohl so empfunden wie ich vor nunmehr schon 35 Jahren, als ich das Glück hatte, zum ersten Mal meinen Fuß auf brasilianischen Boden setzen zu dürfen, und dabei ein unbestimmbar wohliges Gefühl zu empfinden, dass mich MICH vollkommener empfinden ließ als sonst wo auf der weiten, mir schon bekannten Welt?
Haben sie dabei wohl auch gemeint die Vibration dieser Erde zu spüren, ja, sie in sich aufzunehmen, die sie, wieder zu Hause angelangt, vermissten, die sie Sehnsucht zu diesem Land verspüren ließ, wie es mir geschah, wie ich es auch heute immer noch empfinde?

Was auch mögen die damals hier heimischen Bewohner dieses Teiles der Erde empfunden haben, als so plötzlich aus den Weiten des großen Wassers die europäischen Schiffe auftauchten, von denen schließlich seltsam bekleidete, hellhäutige und zumeist bärtige Gestalten, mit eigenartigen Utensilien angetan und ausgerüstet, in Booten an Land ruderten.

Bis heute jedenfalls gibt es (auch bei den hier inzwischen heimisch gewordenen Zuwanderern) immer noch dieses willkommenheißende und neugierig interessierte entgegenkommende freundliche, und dem Besucher damit Platz einräumende, Verhalten der Brasilianer „Gringos“ gegenüber, wo immer es zu Begegnungen kommt, ganz so, wie es vor mehr als 500 Jahren zum ersten Mal geschah. (An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass in Brasilien das Wort GRINGO alle hier nicht heimischen Menschen bezeichnet, dabei durchaus nicht bewertend ist, und somit anders als z.B. in Mexiko nicht negativ besetzt!)

Vieles ist seither geschehen, sehr viel auch zwischen den verschiedensten Menschenschichten und Rassen, was besser nicht hätte geschehen sollen, was Abgründe der menschlichen Seele aufdeckte, Ignoranz und vielerlei Abartigkeiten menschlicher Wesenseigenschaften.
Trotzdem, trotz alledem, alle Tränen, Qualen, alles so verursachte Leid überragend, bildete sich hier aus den unterschiedlichsten Bestandteilen der menschlichen Spezies in über 500 Jahren diese Schicksalsgemeinschaft , deren Bestandteile, egal welcher Farbe und Abstammung zugehörig, sich stolz und selbstbewusst Brasilianer nennen, die sich seit Langem schon anschickte dem Rest der Welt nicht nur alle Jahre wieder zur Karnevalszeit fröhliche Ausgelassenheit vorzustellen, Hoechstleistungen von Kreativität und Schöpfungskraft nicht nur auf diesem Gebiet sondern auch im überall vergötterten Fußball, in der Musikalität, im Theater, in der Architektur, sowie in der Improvisation und im Durchhaltevermögen beim täglichen Bewältigen der oft unsäglich erscheinenden Barrikaden staatlicher und ziviler Anlaufstellen!

Vieles ist geschehen, seit ich vor über 35 Jahren zum ersten Mal hierher kam,.. auf dem Berg vor und oberhalb von Saquarema stehend über die Lagune auf der einen Seite zur Bergkette hin sah, auf der anderen Seite über den inzwischen durchgehend bebauten, damals aber spärlichst genutzten schmalen Landstrich, zum Meer, zur Kirche auf dem felsigen Hügel vor der Verbindung der Lagune zum Meer, zur hoch aufragenden Steilküste weiter im Landesinneren auf der entgegen gesetzten Seite.

Vieles ist auch geschehen in diesem Menschen, der damals dort so dastehend empfand, dass der liebe Gott hier wohl alles den Menschen gab, was er an schönen und unterschiedlichen Landschaften den Menschen zu geben in der Lage war,.... dass sich hier in außergewöhnlichster Art und Weise Land und Wasser, in Meer und Seen, in Stränden, Bergen und Wäldern zu einer geradezu exemplarischen Komposition der Natur vereinen, zu in sich ruhender Vollkommenheit.

Nicht ahnte ich damals, dass ich dereinst, im Heute, genau hier zu Hause sein würde,... ja, dass ich in dieser seit vielen Jahren nun schon zu meinem zu Hause gewordenen besonderen Teil der Erde auch noch die Freude genießen kann, Gästen aus zumeist europäischen Ländern zu zeigen und zu erklären, warum es nun ausgerechnet Brasilien ist, was mich gefangen nahm,.... hatte ich doch nach 24 Jahren beruflichem Herumreisens in „aller Welt“ genau diese „zu meinen Füssen“, hätte ich doch genau so gut auch „in Alaska Ananas züchten“ gekonnt, als Kokosnüsse hier in Brasilien :-)

Vieles musste geschehen, in die Wege geleitet, von überirdischen Händen gehalten und gelenkt werden, um dies alles entstehen zu lassen, worin ich mich befinde und meine Gäste empfange, sie willkommen heißen kann, ihnen das näher zu bringen, was von Europa aus so fern und fremd erscheint, oft auch bedrohlich, beunruhigend und doch auch wieder verlockend.

Mit und durch unsere Gäste erlebe ich nun immer wieder ähnliche, ja identische Gefühle wie damals, als auch für mich noch alles so neu und unbekannt war, was sich hier vor mir und um mich herum befand,... als ich die ersten Male in dieses Land kam und fast euphorisch in mich aufnahm was sich so übervoll anbot,.. Lebensfreude und Begeisterung an besonderen und auch den einfachen Begegnungen im täglichen Leben, die Kunst des Lebens im Ausschöpfen des Momentes, das sich immer wieder durch menschliche Begegnungen und Miteinander aufladen energetischer innerer Quellen, durch Interesse am Anderen, am Anderssein, an Gemeinsamkeiten, am Leben, im Ausleben von Gefühlen und menschlichen Bedürfnissen.

Vieles wird sich hoffentlich noch ereignen, viele Besucher werden hoffentlich noch zu uns finden, um sich ein besseres Bild zu machen von diesem widersprüchlichen und verheißungsvollen Brasilien, um danach dorthin zurück zu kehren, wo es so viele unzutreffende Vorurteile über dieses wunderbare Land gibt.
Viele werden hoffentlich durch uns noch Gelegenheit suchen, dieses Land und seine Bevölkerung näher kennen zu lernen, und viele werden anschließend unter Anderem auch das mit sich nehmen, was ich nach dem ersten Mal mit mir nahm,... : Saudade (Sehnsucht) wieder zurück zu kommen.

Autor:
Klaus Bouda
vom 19.01.2006


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