Trakai

SKR Reisemagazin: Baltikum

25.04.2019

Estland - Land der Kontraste


Tallinn Estland

Bewegte Geschichte

Das Land geriet im Laufe seiner Geschichte in den Einflussbereich vieler verschiedener Mächte wie Dänemark, Schweden, Polen, Deutschland und der Sowjetunion. Daraus resultiert eine architektonische und kulturelle Vielfalt, die allgegenwärtig ist.
Seit 1991 ist die Republik Estland wieder unabhängig und seitdem hat sich viel getan. Nicht zu Unrecht wird Estland als der „baltische Tiger“ bezeichnet. Schon längst hat das Land zum Sprung aus einer sowjetisch geprägten Vergangenheit in eine westliche Zukunft angesetzt und in vielen Bereichen wie Mobiltelefonie oder Computer braucht es keinen Vergleich mit mittel- und nordeuropäischen Ländern zu scheuen. Noch stehen alt und neu oft direkt nebeneinander, aber mit welch rasantem Tempo die Entwicklung v.a. in den Zentren des Landes vonstatten geht ist erstaunlich.

Geschäftiges Treiben in den Städten

Auch was den Tourismus angeht, wurde das Angebot stark ausgeweitet und Estland ist für Besucher aus aller Welt gerüstet. Schon heute ist die Hauptstadt Tallinn ein absoluter Touristenmagnet. Die mittelalterliche Altstadt mit der an vielen Stellen noch gut erhaltenen Stadtmauer wurde 1997 von der UNESCO zum Welterbe ernannt. Vor der geschichtsträchtigen Kulisse finden mittelalterliche Märkte genauso statt wie Kongresse und Messen. Tallinn ist mit seinen gut 400.000 Einwohnern eine moderne, lebendige Stadt mit altertümlichem Ambiente.

Die zweitgrößte Stadt Estlands ist Tartu im Südosten des Landes. Die Einwohner bezeichnen ihre Stadt in Abgrenzung zur Hauptstadt Tallinn gerne als „Hauptstadt des Geistes“. Tartu war von jeher Sitz des geistigen Lebens in Estland und schon Mitte des 17. Jh. wurde die Universität gegründet, an der viele bedeutende Professoren gelehrt haben und aus der viele Wissenschaftler mit Weltruhm hervorgingen. So ist auch heute das klassizistische Hautgebäude von 1802 das Wahrzeichen der Stadt, der die vielen Studenten ein jugendliches Flair verleihen.

Den Beinamen „Sommerhauptstadt“ trägt Pärnu, ein Kurbad an der Ostseeküste, das auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Schon Mitte des 19. Jh. wurde der Kurbetrieb aufgenommen und auch zu Sowjetzeiten war Pärnu ein beliebtes Urlaubsziel der sowjetischen High Society. Wahrzeichen der Stadt sind u.a. der ausgedehnte feine Sandstrand und das Gebäude der Moorbadeanstalt, in dem die Besucher sich einer Heilschlammbehandlung unterziehen können.

Traditionen sind „in“

Traditionen wie Volkstanz, Volksmusik, Sagen und Trachten werden in Estland noch gehegt und gepflegt und ihnen kommt auch im Alltagsleben eine große Bedeutung zu. Gerade in den Zeiten vor der Unabhängigkeit waren es diese Traditionen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich die Esten ein eigenes Nationalbewusstsein erhalten konnten. Nicht umsonst ist die Ablösung von der Sowjetunion unter dem Schlagwort „Singende Revolution“ in die Geschichte eingegangen. Die Esten haben sich ihre Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes ersungen, als sie 1989 auf einem der alle fünf Jahre stattfindenden gesamtestnischen Sängerfeste, an denen bis zu 25.000 Aktive vor mehr als 100.000 Zuhörern auftreten, die bis dahin verbotene estnische Nationalhymne anstimmten.

Unberührte Natur

Estland ist auf der anderen Seite aber auch ein Land der Stille und der unberührten Landschaften. Abseits der Städte regiert die Natur. Die Küstenlinien sind gekennzeichnet von vielen kleinen im Meer liegenden Findlingen und das Landesinnere ist geprägt von großen zusammenhängenden Waldgebieten, die sich oft noch das Prädikat Urwald verdienen, und Moorflächen. Eines der reizvollsten Gebiete Estlands ist der Lahemaa-Nationalpark im Nordosten des Landes. Das „Land der Buchten“ – so die Übersetzung des Namens – zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus dichten Wäldern und Hochmooren aus, wobei das sanft rauschende Meer stets omnipräsent ist. Zahlreiche Herrenhäuser, die von der deutsch-baltischen Geschichte zeugen, befinden sich hier im größten Nationalpark des Landes.

Die Ruhe der Inseln

Einen ganz besonderen Charme besitzen die etwa 1.500 Inseln des Landes, von denen Saaremaa – das „Inselland“ – die größte ist. Überall auf den Inseln und an der estnischen Westküste liegt der Duft des Wacholders in der Luft und stille Buchten laden dazu ein, die Seele baumeln zu lassen. Vom geschäftigen Treiben in Tallinn ist man auf den Inseln weit entfernt. Hier in der Ruhe kann man die Kraftreserven wieder auftanken und in vielen der kleinen Dörfer sieht der Besucher sein Verlangen nach der „guten alten Zeit“ erfüllt.

Man kann daher Estland mit gutem Recht als „Land der Kontraste“ bezeichnen. Spuren verschiedener Mächte auf engsten Raum nebeneinander, ein geschäftiges Großstadttreiben vor mittelalterlicher Kulisse, der Gegensatz zwischen den Städten und der ansonsten oft unberührten Natur und dem Lebensrhythmus in den Ballungsräumen und der Ruhe auf den Inseln charakterisieren das junge Land mit seiner langen Geschichte.

Autor:
Stefan Zitzmann (skr)
vom 18.01.2006


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