Mt. Fuji

SKR Reisemagazin

13.05.2019

Zen-buddhistische Tuschmalerei in Japan - Teil B


Fuji Japan Tuschmalerei

Kursleiter: Klaus Bertelsmann

Teil B: Praktische Übungen in der Tuschmalerei

Fugai (Zen-Mönch und Eremit, um 1700), Bambus und Sperling, 60 cm hoch, Sammlung Hosokawa, Tokyo,
Reproduktion nach einer Vorlage in: Zenga-Malerei des Zen-Buddhismus, von Rose Hempel, Piper Verlag München, 1960

Material:

- ein Japanpinsel mit mindestens 1 cm Durchmesser an der Basis,
- ein "normaler", zur Spitze formbarer Aquarellpinsel, Gr. 18, Synthetikbesatz genügt für die Anfangsübungen,
- eine Stange schwarzer Tusche,
- ein Reibstein zum Anreiben der Tusche
- Übungspapiere, vgl. auch technische Hinweise,
- Glas- oder Porzellanschälchen zum Verdünnen der Tusche,
- ein saugfähiges Tuch zum Unterlegen der Papierbögen (Filz ist am besten geeignet, um das überschüssige Wasser aufzunehmen). In allen Künstlerfachgeschäften erhalten Sie Pinsel, Tuschstange und Reibstein einzeln, zumeist preisgünstiger.

Technische Hinweise

Spülen Sie zunächst den durch Stärke in Form gehaltenen Japanpinsel unter fließendem Wasser gut aus und schließen Sie ihn wieder zur Spitze.

Zum Anreiben der Tusche füllen Sie etwas Wasser in die Vertiefung des Reibsteins. Ziehen Sie mit der senkrecht gehaltenen Tuschstange Wasser nach oben auf die Reibfläche.

Führen Sie die Tuschstange mit leichtem Druck und ohne Verkanten auf der Reibfläche hin und her. Etwas Geduld ist nötig, um tiefschwarze Tusche zu erhalten.

Entnehmen Sie durch Abgießen Auflagedruck, oder mit dem angefeuchteten Pinsel schwarze Tusche gehalten. aus der Mulde des Reibsteins und verdünnen Sie das Konzentrat in einem kleinen Schälchen mit Wasser.

Wenn Sie später den gut angefeuchteten Pinsel zu zwei Dritteln mit verdünnter Tusche füllen und seine Spitze in unverdünnte Tusche tauchen, können Sie bei flächigen Formen mehrere Tonwerte in einem Arbeitsgang erreichen. Nach beendeter Arbeit muß der Reibstein sorgfältig gereinigt, der gut ausgespülte Pinsel wieder zur Spitze geschlossen werden.

Als Übungspapier eignet sich nach meinen Erfahrungen besonders gut ein unter der Bezeichnung "Weiß-Pack" in allen Papiergroßhandlungen erhältliches, preiswertes Material. Auch Restrollen Zeitungspapier, die man meist unentgeltlich in Druckereien bekommt, sind bedingt geeignet. (Zeitungspapier ist extrem saugend und reißt leicht.)

Auf den aus Pflanzenfasern hergestellten eigentlichen Japan- oder Chinapapieren sind sehr schnelle und entschiedene Pinselzüge erforderlich, um das unkontrollierte Auslaufen der Tusche zu verhindern. Papier von der Rolle muß nach dem Schneiden an den Kanten beschwert werden.

Es empfiehlt sich, unter die Arbeitsbögen ein Filztuch zu legen, um überschüssige Nässe aufzusaugen.

Es gibt inzwischen zahlreiche, jeden Pinselstrich detailliert erläuternde Anleitungen zur Tuschmalerei, die unser kurzer Beitrag nicht ersetzen kann. Trotzdem sollten Sie von Anfang an das Arbeitsmaterial auch selbständig erproben. Sie werden herausfinden, wie sich der Tuschpinsel bei wechselnden Handhaltungen und unterschiedlichem Auflagedruck Ihren Bildvorstellungen fügt.

China- und Japanpinsel mit Ziegenhaar- oder Rehhaarbesatz sind übrigens schwieriger in der Handhabung als die uns vertrauten Aquarellpinsel guter Qualität. Letztere sind elastischer und lassen - den schnellen Wechsel zwischen Strich und Flächenform eher zu.

Nichts spricht dagegen, für die ersten Übungen den Aquarellpinsel zu verwenden. Werkzeuge sind nur Werkzeuge.

Pinselhaltungen der Ein-Pinsel-Technik des Sumi-e

Senkrecht zum Papier gehalten und mit fein ausgezogener Spitze ohne Druck aufgesetzt, erlaubt der Japanpinsel feinste Haarstriche.

Bei der Darstellung eines Bambusblattes z.B. entsteht der Blattstengel mit einem solchen Haarstrich. Wenn Sie, ohne den Fluß der Pinselbewegung zu unterbrechen, den Auflagedruck verstärken, erreichen Sie die Flächenform des Blattes in einem Zug.

Indem Sie den Pinseldruck wieder verringern und die Pinselbewegung nach dem Abheben vom Papier in der Luft ausklingen lassen, schließt sich die Blattform zur Spitze.

Breite bis flächige Formen erzielt man, indem der Pinsel Handfläche nach oben oder nach unten schräg zum Papier gehalten und breit aufgelegt wird.
Achten Sie beim Malen auf eine geschlosse-ne aufrechte Körperhaltung. Versuchen Sie, Ihr Handgelenk soweit wie möglich unbewegt zu halten, während Sie die Pinselbewegung aus der Körpermitte heraus und unter Beteiligung des ganzen Körpers vom Becken an aufwärts entwickeln.
Korrigieren Sie Ihre Bilder nicht! Jede Übermalung zerstört die spontane Frische der Darstellung. Vermeiden Sie das stufenweise Zusammenfügen der einzelnen Formen; ver-suchen Sie, Ihre Malweise dem Rhythmus der natürlichen Formentfaltung anzupassen.

Arbeitsschritte "Orchidee":

Zur Zeichnung der Pflanzenachse setzen Sie den zur feinen Spitze geschlossenen Pinsel senkrecht zum Papier auf und ziehen ihn bei gleichbleibend zartem Auflagedruck nach oben.

Die Begleitformen der Blätter entstehen, indem Sie auf der Achse mit leichtem Druck aufsetzen und den Pinsel im Wechsel nach rechts und links ziehen.

Für die einzelnen Blütenblätter setzen Sie den Pinsel mit Druck auf und ziehen ihn unter Druckverringerung in einer geschwungenen Bewegung nach innen.

Betonung der Staubgefäße durch lüpfer in unverdünnter Tusche.

Sie sollten die einzelnen Formelemente so lange üben, bis Ihnen die Kombination zur Gesamtform der Pflanze keine Schwierigkeiten mehr bereitet.

Arbeitsschritte "Bambus":

Quer zum Wachstumsverlauf unten aufgesetzter und bei gleichbleibend starkem Druck nach oben geschobener Pinsel.

Verstärkung des Bambusknotens mit unverdünnter Tusche (senkrecht spitz aufgesetzter Pinsel) Bambusblätter/ Verbindung zum Bambusstamm durch einen feinen Haarstrich des senkrecht gehaltenen Pinsels.

Ohne abzusetzen, Übergang zur Flächenform des Blattes bei stärkerem und wieder verringertem Auflagedruck.

Nach dem Abheben vom Papier Fortsetzung der Pinselbewegung in der Luft.

Die Blattformen schließen sich zur Spitze.

Übungsmodell "Stein"

Setzen Sie den mit dunkler Tusche gut gefüllten Pinsel links außen in voller Breite quer zum Richtungsverlauf mit festem Druck auf und führen Sie ihn in drei Bewegungsphasen nach oben, nach rechts unten und waagerecht nach links zurück.

Achten Sie auf den durchgehend festen Auflagedruck, damit sich die Silhouette des Steins schließen kann.

Versuchen Sie andere Steinformen in gleicher Weise zu malen.

Wichtig sind der energische Auflagedruck, die zügige rhythmisierte 3-Phasenbewegung und eine ausreichende Füllung des Pinsels.

Um die Konzentration der Pinselführung zu gewährleisten, sollten die einzelnen Steine eine Größe von 10 cm nicht überschreiten.

Sonst besteht die Gefahr, daß der Pinselduktus fahrig wird oder die Tusche nicht mehr dickt.

Übungsmodell "Fisch"

Die Körperform des Fisches wurde mit stark verdünnter Tusche angelegt.

Einsetzen der schwarzen Strukturen unmittelbar danach in den noch feuchten Grund.

Betonung der Augenpartie, der Rückenlinie und der Flossenansätze.

Rhythmisierte Pinselführung ohne abzusetzen.

Letztes Blatt einer Übungsreihe.

Zum Autor

Zum Autor

Klaus Bertelsmann hat als Porträtist und Illustrator u.a. für die Wochenzeitung Die Zeit", für die Merian - Hefte, Verlage wie Otto-Wilhelm-Barth, Marion von Schröder und viele andere gearbeitet.

Lehraufträge an Kunsthochschulen und seine offenen Wochenendkurse für Malen und Zeichnen zeigen die pädagogische Ausrichtung seiner Arbeit.

In palette & zeichenstift hat er in einer fortlaufenden Serie seinen Ansatz des meditativon Zeichnens und Malens vorgestellt.

Sein Werkbuch "Der Weg zum Meditativen Malen" ist zu beziehen über:
Klaus Bertelsmann, Klopstockstr. 1, 65187 Wiesbaden, Tel. 0611-843610.
Für weitergehende Studien hat Klaus Bertelsmann eine Literaturliste zusammengestellt, die beim Leserservice (Tel. 0261-17297, Fax: 0261-17295) angefordert werden kann.

Für Studien-Kontakt-Reisen führt Herr Bertelsmann Kurse zu folgenden Terminen durch:

Salzburg und Salzburger Land 18.02. - 25.02.2001
Benediktinerabtei Ottobeuren 01.09. - 08.09.2001
Luganer See - Tessin/Schweiz 07.10. - 19.10.2001 & 21.10. - 02.11.2001

Literaturliste zum Thema

"Zen-buddhistische Tuschmalerei in China und Japan"

In Anbetracht der für den Artikel gebotenen Kürze und seines praktischen Schwerpunktes, darf ich Sie zur weiteren Information auf folgende Publikation hinweisen:

Paul Dahlke: Buddha, Die Lehre des Erhabenen, Goldmann Verlag, München
Laotse, Ta-Te-King: 0.W. Barth-Programm, Scherz Verlag, München
D.T. Suzuki: Leben aus Zen, Taschenbuch, Suhrkamp Verlag, Frankfurt
Yasuichi Awakawa: Die Malerei des Zen-Buddhismus, Verlag Anton Schroll, Manchen
Stephen Adiss: The Art of Zen, Harry N. Abrams Inc. Publishers, 'New York
Rose Hempel: Zenga Malerei des Zen-Buddhismus, Piper Verlag,Mflnchen
Karifried Graf Dürckheim: Wunderbare Katze und andere Zen-Texte mit Zeichnungen von Klaus Bertelsmann, 0.W. Barth-Programrn im Scherz-Verlag München
Karlfried Graf Dürckheim: Japan und die Kultur der Stille, Scherz Verlag
Tschuang-Tse: Reden und Gleichnisse, Manesse Verlag Zürich
Dietrich Seckel: Buddhistische Kunst Ostasiens, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart

Lesen Sie bitte auch Teil A (Praxis)

Autor:
Klaus Bertelsmann
vom 01.01.2001


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