Samarkand, Registan

SKR Reisemagazin: Usbekistan

20.05.2019 Christoph Albrecht

Die Buchara Juden


Die Buchara Juden: Besondere Unterkünfte 

In Buchara finden sich einige hübsche Hotels mit schönen Innenhöfen, hölzernen Säulen und kunstvollen Wandverzierungen. Unterkünfte wie das Hotel Fatima, das As Salom und das Volida begeistern ihre Besucher mit ihrem gemütlichen Ambiente und den ruhigen, zum Innenhof gelegenen Zimmern. Jeder Besucher Bucharas spürt die alte Geschichte der Stadt, denn die Einflüsse der alten Seidenstraße sind deutlich spürbar. Auch das Erbe großer Herrscher, wie Timur und dessen Enkel Ulug’bek, zeichnen sich deutlich in der Architektur der Moscheen, Minarette und Festungen wider. Jedoch erzählen die Fassaden unserer Unterkünfte noch eine andere, weniger bekannte Geschichte, welche die Kultur Mittelasiens über viele Jahrhunderte hinweg geprägt hat.

Die Buchara Juden: Geschichte hinter den Unterkünften

Wer heute in einem dieser Hotels übernachtet, sich gedankenverloren an den hölzernen Balkonstreben anlehnt und einen Blick in den gemütlichen Innenhof wirft, der ahnt nicht, dass hier einst Angehörige einer der ältesten ethnischen Minderheiten Usbekistans wohnten – die sogenannten Buchara Juden. Dieser Name wurde ihnen einst von russischen Zaren verliehen – als Sammelbegriff für zentralasiatische Juden und ist daher irreführend. Denn viele, wenn nicht die meisten der heutigen Buchara Juden, haben selbst nie einen Fuß nach Buchara gesetzt. Ungeachtet dessen gehören Sie einer Ethnie an, deren eigene Kultur sich über viele Jahrhunderte hinweg inmitten des muslimisch geprägten Zentralasiens entwickelt hat.

Die Buchara Juden: Woher kamen sie und wodurch zeichnet sich ihre einzigartige Kultur aus?

Es heißt, dass die heutigen Buchara Juden rund 500 Jahre vor Beginn der heutigen Zeitrechnung aus babylonischer Gefangenschaft flohen und auf diesem Wege nach Zentralasien gelangten. Dort siedelten sie sich auf den Gebieten des heutigen Kasachstans, Tadschikistans, Kirgisistans und Usbekistans an. Während der vielen Jahrhunderte gliederten sich die Buchara Juden, abgeschnitten von der restlichen jüdischen Welt, in die lokalen Gesellschaftsstrukturen ihrer neuen Heimat ein. Auch wenn sie sich in Kleidung, Brauchtum und sogar Sprachbild an ihre muslimischen Mitmenschen anpassten, entwickelten sie eine gänzlich eigene Kultur. Ihre Sprache, Buchari, angelehnt an das Persische der Moslems, vereinfachte die Kommunikation der bucharischen Juden untereinander und wurde zu frühesten Zeiten noch in hebräischen Buchstaben abgebildet. Zu ihren traditionellen Handwerken zählten, neben den Schmuckgeschäften, das Einfärben von Wolle und Stoffen, die Weberei und der allgemeine Handelsbetrieb.

Die Buchara Juden: Gesellschaftliche Stellung der Juden in Zentralasien

Die Integration der bucharischen Juden in die lokalen Gesellschaften verhinderte allerdings nicht die Unterdrückung der Buchara Juden durch die Moslems. In Buchara selbst wurden 28 Regeln verzeichnet, welche die gesellschaftliche Position der bucharischen Juden deutlich unter die der Moslems stellte. So war es den bucharischen Juden beispielsweise verboten, auf Pferden zu reiten, weshalb man sie ausschließlich auf Eseln sah. Auch durften sie sich keine Seidentücher um ihre Kleidung binden, sondern lediglich Seile. Des Weiteren wurden ihre Haustüren so tief gebaut, dass sie sich beim Betreten der Häuser bücken mussten. Überdies wurde eine Steuer erlassen, welche die bucharischen Juden zahlen mussten, um ihre Religion praktizieren zu dürfen.

Die Buchara Juden: Entstehung der typischen Häuser

Aufgrund der niedrigeren Stellung war es bucharischen Juden untersagt, neben Moslems zu wohnen. Da es in Usbekistan eine lange Tradition der Bildung relativ autarker Viertel (Machallahs) gibt, entwickelten sich im Mittelalter eigene jüdische Quartiere, in denen die jüdische Gesellschaft florierte. Gekennzeichnet durch schmale Gassen, schattige Plätze und schöne Hinterhöfe bildeten die Machallah einen Rückzugsort für die bucharischen Juden. Hier konnten Sie auf einem eigenen Basar Waren anbieten und erwerben, Schulen und die damals zahlreichen Synagogen besuchen. Auf Ihrer Reise können Sie das Machallah Wostok in Samarkand besuchen, welches sich in direkter Nähe des Registans befindet.

Die Buchara Juden: Heute

Über viele Jahrhunderte bauten sich die Buchara Juden ein Leben und eine eigene Gesellschaft in Zentralasien auf. Sie sahen die bedeutenden Herrscher Alexander den Großen, Timur und Dschingis Khan aufstreben und niedergehen. Von den Moslems viele Jahre lang unterworfen, blühten sie unter den Russen und dem dadurch entstandenen Handel kurzzeitig wieder auf, nur um kurz danach unter Stalin wieder zu verarmen. Nun scheint sich die Zeit der Juden in Zentralasien dem Ende zu zuneigen, denn viele wandern nach Israel, in die USA oder Kanada aus. Die Gründe dafür scheinen stets ähnlich zu sein: wenig Einkommen, geringe Perspektiven und Probleme bei der Eheschließung. Mischehen gehen nur wenige bucharische Juden ein und jüdische, heiratsfähige Frauen sind bei der starken Emigration immer schwieriger zu finden. Was bleibt sind, neben den kulturellen Einflüssen der bucharischen Juden, welche die Region über 2000 Jahre lang mitgeprägt und beeinflusst haben, ihre typischen, hübschen Häuser.

Die Buchara Juden: Unsere Unterkünfte in Buchara

Die Hoteliers des Fatima, des As Salom und des Volida haben sich den alten Häusern angenommen und ihren Glanz wieder aufblühen lassen. In den Vierteln, wo heute vermehrt Tadschikisch anstelle von Buchari gesprochen wird, sind die Unterkünfte zwischen den alten Gassen und schattigen Orten gemütlich eingebettet. Als SKR-Kleingruppe haben wir das Glück in solchen familiengeführten Unterkünften übernachten zu können – für größere Reisegruppen undenkbar. Hautnah erfahren Sie daher auf unseren Reisen in Kleingruppen nicht nur die interessante Geschichte der alten Seidenstraße, sondern erleben auch die kleinen Geschichten. Die einer Bäckerfamilie zum Beispiel oder die des traditionellen Töpfers oder aber eben die Geschichte der Buchara Juden, welche über viele Jahrhunderte die Gassen rund um Ihre Unterkunft ihr Zuhause nannten.

Usbekistan ist ein Land voller alter und auch junger Geschichten. Erfahren Sie auf unseren Usbekistan Reisen mehr über dieses vielfältige Land und freuen Sie sich auf authentische Begegnung mit der freundlichen Bevölkerung Usbekistans.

Christoph Albrecht

– Geschäftsführer von SKR Reisen


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