Das Sultanat Oman gehört zu den eher unbekannten Touristenzielen im arabischen Raum. Während die benachbarten Vereinigten Arabischen Emirate - insbesondere Dubai - mit immer spektakuläreren Projekten auf sich aufmerksam machen, setzt der Oman hingegen auf die natürliche Schönheit des Landes. Bei Einheimischen und Touristen dabei gleichermaßen beliebt sind die Wadis - also Flussläufe, die ganz oder teilweise austrocknen. Dort ist dann zu erahnen, wie die Wassermassen im Laufe der Jahrhunderte eine Bresche durch die Gebirge geschlagen haben. Gleichzeitig sind die Wadis ein Ort der Ruhe, die aufgrund der besonderen ökologischen Situation über eine interessante Flora und Fauna verfügen. Einer der bekanntesten teilweise trockenen Flussläufe des Omans ist dabei der Wadi Bani Khalid.

Der Wadi Bani Khalid liegt rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Maskat und rund eine halbstündige Autofahrt von der Hafenstadt Sur entfernt. Unmittelbar südlich der natürlichen Touristenattraktion beginnt die Wahiba-Wüste. Der Flusslauf selbst befindet sich aber im Hadschar-Gebirge. Bei einer Wanderung durch den ausgetrockneten Wadi ist man also stets von hohen Bergen umgeben. Die Idylle kann aber durchaus täuschen. Vier mal im Jahr wird der malerische Wadi Bani Khalid zu einem reißenden Strom. Zu sehen, wie sich die Wassermassen durch das Gebirge schlängeln, ist dabei ebenfalls ein beeindruckendes Naturschauspiel - was allerdings von einem sicheren Beobachtungsposten aus genossen werden sollte. Bei einer Wanderung durch das Wadi Bani Khalid zeigen sich zudem verschiedene Gesteinsarten in unterschiedlichen Farben. Ein Anblick, der nicht nur Geologen fasziniert. 

Vom zentralen Süßwasserpool aus führen mehrere Wanderwege in die Berge hinauf. Folgt man diesen gelangt man zu einigen weiteren kleinen Wasserbecken und Wasserfällen. Eine etwa zehnminütige ausgeschilderte Wanderung führt zudem zur Muqhal Höhle im Wadi Bani Khalid, die in den Berg hineinführt. Die Höhle wurde dabei nur sehr behutsam touristisch erschlossen. So benötigt man eine eigene Taschenlampe und muss teilweise sehr gebückt laufen oder gar kurzzeitig krabbeln. Innerhalb der Höhle im Wadi Bani Khalid leben zudem Fledermäuse, die sich von den Touristen aber nicht beeindrucken lassen. Wer weit genug in die Höhle vordringt, kann außerdem das Rauschen eines nahe gelegenen Wasserfalls des Wadi Bani Khalid hören. Wer sich den Weg in die Höhle alleine nicht zutraut, kann eines der einheimischen Kinder um Hilfe bitten. Diese können die Wanderung bestimmt mit interessanten Geschichten bereichern.

Die Anreise zum Wadi Bani Khalid verläuft weitgehend durch karge und trockene Landschaften. Das Wasser des Flusslaufes sorgt aber dafür, dass rund um den Wadi auch zahlreiche Pflanzen überleben können. Am auffälligsten sind dabei die vielen Palmen. Diese gruppieren sich oftmals rund um die Süßwasserseen, die das Wadi auch bei ausgetrocknetem Zustand hinterlässt. Auf diese Weise bietet sich ein Anblick, der an Bilder von historischen Wüstenoasen erinnert. Die Süßwasserpools im Wadi Bani Khalifa bieten zudem auch zahlreichen Süßwasserfischen eine Heimat. Diese können durch das klare Wasser exzellent beobachtet werden. 

Die wahre Qualität des Wadi Bani Khalid zeigt sich daran, dass nicht nur Touristen aus aller Welt den Ort besuchen, sondern auch die lokale Bevölkerung regelmäßig dort hinfährt. Insbesondere am Wochenende trifft man daher auf viele Familien aus der Region, die die Süßwasserbecken zur Erholung nutzen oder ein Picknick veranstalten. Grundsätzlich sind die Omanis Touristen gegenüber sehr aufgeschlossen und ausgesprochen hilfsbereit. Sie freuen sich, dass Besucher aus aller Welt in ihr Land kommen und sich mit ihrer Kultur beschäftigen. Der Wadi Bani Khalid ist daher nicht der schlechteste Ort, um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und gemeinsam die faszinierende Natur zu bewundern.