Der Dogenpalast in Venedig – ein Meisterwerk der Gotik

Der imposante Dogenpalast gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Venedigs, er befindet sich im Osten des Markusplatzes direkt neben dem Dom San Marco. Die beiden Bauwerke Dogenpalast und Markusdom bildeten jahrhundertelang das politisch-religiöse Zentrum der Lagunenstadt. Der Dogenpalast war über 900 Jahre die Residenz der Dogen von Venedig, deren Reihe insgesamt 120 Persönlichkeiten umfasst. Im Dogenpalast fanden zunächst Volksversammlungen zur Wahl des Dogen statt; ab dem 13. Jahrhundert erfolgte die Ernennung durch den „Großen Rat“ der Adligen, der auch den „Rat der 40“, den Senat, den „Rat des Dogen“ und die „Signoria“ bestimmte. Diese Regierungsgremien der Republik Venedig besaßen im Dogenpalast eigene Versammlungssäle, zusätzlich enthielt das Gebäude Gerichtsräume und Gefängniszellen. Die glanzvolle Ausstattung der Innenräume sollte bei Staatsbesuchen und Festen den Reichtum und den Ruhm Venedigs verdeutlichen.

Der Dogenpalast – eine 1.000-jährige Geschichte

Der heutige Dogenpalast ist bereits die dritte venezianische Dogenresidenz an dieser Stelle. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts verlegte der Doge Angelo Partecipazio seinen Regierungssitz hierher an den „Rivo Alto“, durch einen Großbrand im Jahr 976 wurde das hölzerne Bauwerk zusammen mit der benachbarten Markuskirche jedoch völlig vernichtet; ein kastellartiger Nachfolgebau mit Türmen, Mauerring und Wassergraben überdauerte ebenfalls nur eine kurze Zeitspanne. Der eigentliche Gründer des Dogenpalastes war Sebastiano Ziani, der als 39. Doge von Venedig am Ende des 12. Jahrhunderts einen dreiflügeligen Gebäudekomplex mit Wohnräumen, Justizpalast und Sitzungssälen errichten ließ. In der Regierungszeit des Dogen Bartolomeo Gradenigo begann ab dem Jahr 1340 ein vollständiger Umbau des Dogenpalastes zu einer vierflügeligen Anlage im gotischen Stil. Diese Neugestaltung prägt bis heute ganz entscheidend das Bild des Palastes, denn dabei fand ein Wechsel vom byzantinischen Baustil zu gotischen und venezianischen Formen statt. Die letzten Baumaßnahmen in dieser Periode waren der Ostflügel und die „Porta della Carta“ (fertiggestellt 1442) zwischen dem Dogenpalast und dem Markusdom; das Tor symbolisiert die enge Verbindung zur Kirche und zeigt die Bedeutung des Dogen. Nach drei verheerenden Bränden im 15./16. Jahrhundert wurde der Dogenpalast immer wieder gemäß den ursprünglichen Plänen aufgebaut und die Fassaden im alten Stil restauriert. Mit der Auflösung der Republik Venedig im Jahr 1797 erhielt der Dogenpalast unter französischer bzw. österreichischer Herrschaft eine neue Funktion als Sitz von Ämtern und Institutionen, 1805 kam Venedig zum damaligen Königreich Italien. Seit dem Jahr 1923 ist der Dogenpalast nach einer vollständigen Restaurierung als Museum der Öffentlichkeit zugänglich.

  • Dogenpalast am Abend
    Dogenpalast am Abend
  • Porta Della Carta
    Porta Della Carta

Die Architektur des Dogenpalastes – zwischen Orient und Okzident

Durch die mehrfachen Aus- und Umbauten stellt der Dogenpalast eine sehenswerte Mischung aus frühen orientalischen Stilelementen, Gotik und Renaissance dar. In der abendländischen Baugeschichte wird die Palastarchitektur als einzigartiges und oft nachgeahmtes Beispiel für Profanbauwerke der Gotik bezeichnet, zugleich bildet der Dogenpalast einen Höhepunkt venezianischer Baukunst und verkörpert die frühere Machtposition und das Selbstbewusstsein der Lagunenstadt. Die Bauteile der vierflügeligen Anlage ruhen auf Fundamenten aus istrischem Stein und Baumstämmen; die einzelnen Gebäude bestehen aus Ziegeln und sind vollständig mit farbigem Marmor verkleidet. Die Ostseite zum Rio del Palazzo weist vier Stockwerke auf, während die Süd- und die Westfront dreigeschossig ausgeführt sind; der unauffällige, niedrigere Nordflügel bildet die Grenze zum Markusdom. Besonders prunkvoll gestaltet wurden die Westfassade zum Markusplatz und die Südfront zur Lagune mit der Bootsanlegestelle (Molo). Diese Fassaden enthalten eine untere Kolonnade, eine Loggia mit Säulengang in der Mitte und ein oberes Stockwerk, dessen Ansicht durch große Fenster aufgelockert wird. Neben byzantinischen Stilelementen wie rosa-weißem Rautendekor und Zinnenkrone dominiert in diesem Abschnitt des Dogenpalastes die venezianische Gotik mit Säulen, Spitzbögen, Maßfenstern, Ornamenten und Skulpturen. Die Westfront enthält im mittleren Stockwerk zwei auffällige rötliche Säulen; sie dienten als Standort für die Verkündung von Todesurteilen an das Volk auf dem Markusplatz. Während die venezianische Bevölkerung den Dogenpalast durch die „Porta del Frumento“ (Weizenpforte) betreten durfte, war der Zugang zum Innenhof über die „Porta della Carta“ nicht gestattet. Dieses Portal im Stil der Spätgotik ist durch die verzierten Spitzbogenfenster, die Strebepfeiler mit Fialen und den reichen Skulpturenschmuck besonders sehenswert.

  • Markusplatz und Dogenpalast
    Markusplatz und Dogenpalast
  • Dogenpalast und Gondel
    Dogenpalast und Gondel

Der Dogenpalast – im Inneren ein Paradies

Durch die „Porta della Carta“ und den sechsjochigen Gang „Arco Foscari“ mit einem Kreuzgratgewölbe führt ein Zugang in den Innenhof des Dogenpalastes. Der Platz wurde früher für Versammlungen, Amtshandlungen, Feste und Turniere genutzt, den ursprünglichen Ziegelboden ersetzt seit 1773 ein Plattenbelag aus Trachyt. Der weitläufige Hofraum enthält die Kapelle San Nicolò, den Platz der Senatoren und zwei bronzene Brunnenbecken aus den Jahren 1554 und 1559. Mehrere Treppen führen zu den einzelnen Flügeln des Dogenpalastes; die wichtigsten Aufgänge sind die „Scala d'Oro“ in das Obergeschoss und die „Scala dei Giganti“, die zur Inthronisation der Dogen diente und den Zugang zu den Privaträumen bildete. Die zahlreichen Innenräume sind äußerst prunkvoll ausgestattet, wobei sich die einzelnen Säle hinsichtlich ihrer Form und der künstlerischen Gestaltung gleichen. Die oberen Wandteile und die Decken zeigen Werke der führenden venezianischen Künstler (u. a. Tizian, Bellini, Tintoretto), die Bilder im Kartenraum belegen die bedeutende Rolle Venedigs als Seefahrer- und Kaufmannsstadt. Einen besonderen Höhepunkt bildet der überaus prächtige „Saal des Großen Rates“, in dem über 1.000 Adlige die Wahl des Dogen durchführten. Mit einer Länge von 54 m ist der „Sala del Maggior Consiglio“ der größte Versammlungssaal im Dogenpalast und durch seine ungestützte Decke einzigartig in Europa. Die großen Saalfenster ermöglichen einen faszinierenden Blick über die Lagune; die gesamte Rückwand wird von dem Bild „Das Paradies“ von Jacopo Tintoretto eingenommen, das als weltweit zweitgrößtes Ölgemälde gilt.

  • Markusdom und Dogenpalast
    Markusdom und Dogenpalast
  • Dogenpalast
    Dogenpalast

Die Gefängnisse im Dogenpalast – nur für Staatsfeinde

Die spannendsten Räume im Dogenpalast sind die Gefängniszellen, die sich auf zwei Standorte verteilen; diese Zellen waren ausschließlich für Hochverräter und Gefangene des Staates bestimmt. Bei der Restaurierung des Ostflügels in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstand im Erdgeschoss ein Gefängnistrakt, der 19 Einzelzellen („Pozzi“) enthielt; die berüchtigten „Pozzi“ waren stets sehr feucht, da sie bei Hochwasser überflutet wurden. Von dem Zellentrakt führte eine Treppe direkt in ein Amtszimmer, das dem „Rat der Zehn“ vorbehalten war. Unter dem Bleidach des Dogenpalastes befand sich über der „Sala dei Inquisitori“ ein weiteres Gefängnis mit 6-7 Zellen, in denen die Hitze einen Aufenthalt unerträglich machte. Diese „Piombi“ hatten lediglich ein winziges Gitterfenster in der Zellentür zur Belüftung, weshalb ein Ausbruch aus dem Dogenpalast unmöglich erschien. Ein berühmter Insasse beschrieb die Bedingungen in den „Piombi“ sehr ausführlich, ihm gelang sogar die Flucht – Giacomo Casanova.

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  • Dogenpalast am Abend
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  • Dogenpalast und Gondel
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  • Markusplatz
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  • Markusdom und Dogenpalast
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  • Dogenpalast
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  • Porta Della Carta
    Porta Della Carta
  • Panorama des Markusplatzes
    Panorama des Markusplatzes

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