Die Stadt Trakai in Litauen

Trakai (Traken) in Litauen liegt in der Nähe der Landeshauptstadt Vilnius. Trakai ist wunderschön eingebettet in eine Seenlandschaft. Trakai hat über 6.000 Einwohner, davon sind etwas mehr als die Hälfte Litauer. In Trakai wird Litauisch, aber auch Polnisch, Tatarisch, Jiddisch, Deutsch und Russisch gesprochen. Trakai liegt auf einer Halbinsel und ist besonders bekannt durch die gotische Wasserburg Trakai. Die Burg Trakai wurde im Mittelalter auf einer Insel zwischen dem Galvesee, dem Lukasee und dem Totoriskessee gebaut. In der wechselvollen Geschichte Litauens spielt Trakai eine wichtige Rolle. Trakai war immer wieder Ziel von Auseinandersetzungen mit den Kreuzrittern, aber Trakai blieb unbesiegbar. Das Stadtbild von Trakai ist sowohl von Zeitzeugen der christlichen, der jüdischen als auch der muslimischen Kultur geprägt.

Stadtbild Trakai: geprägt vom Leben der Christen, Juden und Muslime

Trakai ist heutzutage eine Kleinstadt, die architektonisch von der bedeutendsten Verteidigungsanlage - der mächtigsten Wasserburg Osteuropas - geprägt wird. Um ihre Bedeutung zu ermessen, begibt man sich am besten auf ein Ruderboot oder auf einen Dampfer. Vom See aus bekommt man den richtigen Eindruck von der uneinnehmbaren "Trutzburg" Trakai. Trakai wird von der einzigartigen Lage im Labyrinth der 200 Seen bestimmt: Im Sommer ist Trakai linear (die Stadt erstreckt sich entlang des Sees), im Winter radial (in Trakai kann man die eingefrorenen Seen als Wege benutzen). Die Hauptstraße durchquert die ganze Halbinsel, auf der die Stadt liegt. Die Fläche der Altstadt Trakai beträgt 169 ha und ist eine von fünf Altstädten Litauens, die unter dem Schutz des Staates steht. Der Marktplatz Trakai wird durch eine Säule bestimmt, die während des 17./ 18. Jh. als ""Anzeigensäule"" fungiert haben soll. Später wurde sie als barocke Kapellensäule dem Hl. Johannes Nepomuk, Schutzheiligen der Fischer und der Städte am Wasser, geweiht und mit seiner Skulptur geschmückt. Neben dem Marktplatz befand sich in einem blauen Gebäude die alte Post. Ursprünglich wurde es als Dominikanerkloster in der zweiten Hälfte des 18. Jh. errichtet, zusammen mit einer großen Kirche. Heute sind im Dominikanerkloster die Verwaltung des Historischen Museums von Trakai und in der ehemaligen Kapelle ist eine Ausstellung der Sakralkunst untergebracht. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster geschlossen, heute dient es der Verwaltung des Historischen Nationalparks von Trakai. Zu Füßen der Hügel steht die Kirche der Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria, die 1409 von Vytautas als Gemeindekirche für Trakai gestiftet wurde. Sie war früher ein Teil des Schutzsystems der Stadt Trakai. Ursprünglich im gotischen Stil errichtet, wurde sie im 17./ 18. Jahrhundert umgebaut, so dass die Fassade und die Innendekoration auch Elemente des Barock aufweisen. Bekannt ist sie durch das Bild der Gottesmutter von Trakai, das in Konstantinopel im 12. Jh. gemalt worden sein soll. Im Norden von Trakai befindet sich ein Viertel mit einstöckigen Häuschen - die "Kleine Stadt". Ihre hölzerne Architektur ist als wichtiges architekturhistorisches Element der Stadtstruktur von Trakai erhalten worden und wurde von Tataren und Karäern angelegt. 1397 brachte Großfürst Vytautas die Karäer als Palastwache von der Krim mit nach Trakai. Sie sind eine ethnografische Minderheit in Trakai, sprechen tatarisch und schreiben hebräisch. Die sogenannte "Karäerstraße" ist die Fortsetzung der Vytautas-Straße, die die christliche mit der "Kleinen Stadt" verbindet. Die karaimische Kenesa, die Synagoge der Karäer, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Holzhäuschen haben ihre Giebel der Straße zugewandt und haben drei Fenster : ein Fenster ist Gott, das zweite Vytautas, das dritte einem selbst gewidmet. Die Karäer - die "Thoraleser" - sind eine alte jüdische Sekte, die nur die Thora (also den ersten Teil des Alten Testaments) als heiliges Buch anerkennen. Jede weitere religiöse Quelle wie Talmud lehnen sie ab. Litauen beherrschte im Mittelalter große Teile Osteuropas bis zum Schwarzen Meer, die Karäer sind wahrscheinlich über Konstantinopel aus dem Irak gekommen und nahmen unterwegs eine Turksprache an.

  • Burg Trakai
    Burg Trakai
  • Kirche in Trakai
    Kirche in Trakai

Trakais Schutz: die wehrhafte Inselburg im Galvesee

Die Inselburg von Trakai ist ein Bau aus rotem Backstein, der allein schon durch seine geografische Lage beeindruckt: Wie im Märchen - so mysthisch mutet das ganze Ensemble auf der Insel im Galvesee an. Der Bau dieser steinernen Festung war im 14. Jh. unter Kestutis begonnen worden und wurde um 1409 von seinem Sohn Vytautas vollendet. Trakai war damals eine Residenzstadt des Großherzogtums Litauen und hatte enorme strategische Bedeutung in der Verteidigung Litauens gegen die Kreuzritter. Mitten im See, etwa 220 m vom Ufer entfernt, vermittelt die rote Burg noch heute mit ihren dicken Mauern einen nachhaltigen Eindruck. Die Residenz besteht aus dem fürstlichen Palast in Form eines "U" und dem Bergfried. Die wuchtigen Mauern sind am Rande der Insel von starken Strebepfeilern umgeben, der tiefe Graben mit Seewasser sondert den Palast von der Vorburg ab. Die beiden Flügel des Palastes sind durch einen Bergfried verbunden. Im zweiten Stockwerk hatte die Wache ihre Räume. Im fünften Stockwerk befand sich die Kapelle für die königliche Familie. Im sechsten Stockwerk sind noch die Schießscharten zu sehen. Der Palastbau im typischen Stil der Backsteingotik hat drei Stockwerke und ist von einem hölzernen Wehrgang umgeben. Das Mauerwerk ist aus teilweise auch aus unterschiedlich großen Feldsteinen gemauert und weist teilweise romanische Züge auf. Die Räume, mit typisch gotischen Gewölben und Spitzenbogenfenstern sind mit Backsteinen in 15 Formen dekoriert. Das Bollwerk besitzt außer Kasematten und Türmen auch eine Vorburg mit trapezförmigem Grundriss, mit drei Türmen an den Ecken. Die Mauern zur Stadt Trakai hin sind am dicksten, denn in der Vorburg konnten die Bürger der Stadt während der Angriffe Schutz finden. Gegenüber den Kasematten mit Gefängnisturm, wo die Burgwache untergebracht war, befinden sich die Wirtschaftsräume. Der große Saal des Palastflügels, in dem die fürstliche Familie wohnte, hat ein gotisches Portal, Bleiverglasung, Wandmalerei in fixierten Fragmenten und Gobelins aufzuweisen. Die Fresken schildern das Leben des Vytautas, der gebildet und sehr gastfreundlich war. Er beherrschte verschiedene Fremdsprachen, u. a. Turksprachen. Im Palast wurden die Gäste der litauischen Großmacht empfangen. Auch die Fürstin, Ona, hatte Bildung, konnte lesen und schreiben. Es wurden Schachspiele und Festmähler veranstaltet. Von der Fürstin sind u.a. Stücke aus ihrer reichen Garderobe und Geschenke unter den über 300.000 Ausstellungsstücken des Museums. In den folgenden Jahrhunderten verfiel das Bauwerk allmählich und erst Anfang des 20. Jahrhunderts, von 1955 bis 1987, wurde das Gesamtbild der Burg aus dem 15. Jahrhundert aufwendig wieder hergestellt.

  • Innenhof der Burg Trakai
    Innenhof der Burg Trakai
  • Innenhof der Burg Trakai
    Innenhof der Burg Trakai

Trakais Geschichte: ehemalige Hauptstadt und multikulturelles Zentrum

Die Historie von Trakai ist untrennbar mit der Geschichte des Landes Litauen verknüpft. Litauische Stämme lebten unter kleinen Fürsten in diesem Gebiet, trieben Ackerbau und Handel mit Schweden und Slawen, bis sie etwa 850 unter die Herrschaft der Kiewer Rus kamen. Als diese 1230 infolge des großen Tatareneinfalls zerfiel, begann erstmalig die Staatenbildung der litauischen Stämme. Die Gründung der Stadt Trakai im 13. Jahrhundert fiel mit der des Großherzogtums Litauen zusammen, Ein Meilenstein in dieser Richtung war das Beistandsabkommen mit Polen von 20 litauischen Fürsten, unter ihnen der mächtige Mindaugas, 1219. Er wurde 1253 der erste König der Litauer und sicherte sein Reich gegen den Deutschen Orden. Abwechselnd paktierte und taktierte Trakai mit diesem Nachbarn in Livland und Preußen, bis es ihm 1260 gelang, den Deutschrittern eine schwere Niederlage beizubringen. Machtkämpfe innerhalb der Litauer führten zur Ermordung Mindaugas. Nach Kernave (Kernau) wurde Trakai die zweite Hauptstadt Litauens und war ein Bollwerk gegen die Kreuzritter. Nachdem diese 1410 bei Zalgiris (Tannenberg) siegreich geschlagen wurden, und nach dem Tod von Vytautas 1430, verlor Trakai nach und nach an Bedeutung. Trakai war nicht mehr Hauptsatdt, 1323 wurde Vilnius gegründet. In den folgenden 100 Jahren verstärkte sich der polnische Einfluss auf Litauen immer mehr, gleichzeitig wurde das Großfürstentum Moskau sehr mächtig. Litauen wurde durch den Livländischen Krieg 1558-1582/83 geschwächt und ging 1569 die Realunion von Lublin ein, d. h. es wurde ein Teil Polens, Polnisch zur Amtssprache. Die Polonisierung hielt bis ins 18. Jh. an, danach gehörte es zum russischen Zarenreich. In Trakai gab es - wie in ganz Litauen - eine einflussreiche jüdische Bevölkerung, mit eigenen Schulen, Bibliotheken, Synagogen usw., deren Ansiedlung mit dem Privileg von 1388 durch den Großfürsten Vytautas gefördert worden war. Sie prägten maßgeblich das Leben in Trakai. Die litauisch-jüdische Gelehrsamkeit, der Wohlstand und die Rechte der Juden in Trakai wurden durch Pogrome erschüttert, schließlich kam es zum Ausschluss der Juden aus dem Leben in Trakai. Ab 1863 begann für Trakai die Russifizierung, erst ab 1918 wurde Litauen zur unabhängigen Republik. Seit 2004 ist Litauen Mitglied der EU und der Nato.

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  • Burg Trakai aus der Vogelperspektive
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  • Innenhof der Burg Trakai
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  • Kirche in Trakai
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  • Wasserburg Trakai
    Wasserburg Trakai
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